NACHRICHTEN

Kommentar:

Zu enger Begriff

Maßstab ist die Bildung

Michael Kasperowitsch

19. Januar 2005

Wäre der Ehemann im diplomatischen Dienst auf einer fernen Insel tätig, stünde das Schwarzenbrucker Ehepaar nicht vor Gericht. Für solche Lebensumstände gibt es für den Unterricht zu Hause Lehrmaterial von staatlich anerkannten Fernschulen.

Es geht in diesem Fall im Kern nicht um die richtige Form der Sexualerziehung, auch wenn die Eheleute ihre Gewissensnot daran festmachen. Es geht darum, dass der Freistaat immer noch eisern an einem verengter Bildungsbegriff festhält. Die Eltern wollen sich zwar der Schulpflicht entziehen, widmen sich aber dafür um so intensiver der Bildungspflicht. An staatlichen Schulen kräht kein Hahn danach, ob die Eltern ihren Teil daran erfüllen. Die vielfach zitierten Mängel zeigen es.

In den meisten europäischen Ländern ist das so genannte Homeschooling ein anerkannter und oft geförderter Weg. Maßstab ist nicht das Ableisten von Schulstunden in einem bestimmten Gebäude, sondern eben der Grad der Bildung. Dieser wird auch gründlich kontrolliert. Lehrer prüfen regelmäßig das Wissen der betreffenden Kinder. Für alle diese Maßnahmen zeigt sich auch das Schwarzenbrucker Ehepaar offen.

Es ist nun an den Schulbehörden, eine gütliche Lösung zu finden. Soll am Ende ein Polizeiauto vorfahren um die Kinder zwangsweise in die Schule zu bringen? Das wäre in diesem Fall unerträglich - und bringt gar nichts.