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Eltern-Aufstand: Wir sind die besseren Pauker

26. April 2004

[b]Nach dem Pisa-Schock raus aus der Schule: Kinder werden zu Hause unterrichtet [/b]

NÜRNBERG Die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie lassen Ingrid Guenther keine Ruhe. Ins deutsche Schulsystem hat die Mutter längst kein Vertrauen mehr. Do it yourself, mach's selbst. Sie nimmt den Unterricht für ihre Kinder selbst in die Hand. Und sie ist nicht allein. Bereits 500 Väter und Mütter praktizieren in Deutschland das so genannte Homeschooling. Sie nehmen dafür Konflikte mit Behörden und der Justiz in Kauf.

Am Wochenende hat sich der Vereins "Schulunterricht zu Hause" , dessen Geschäftsführerin Ingrid Guenther ist, in Nürnberg getroffen. Sie bedauerte, dass die deutschen Behörden den häuslichen Unterricht als einen Verstoss gegen die Schulpflicht betrachteten.

"Hier ist es an der Zeit für flexiblere Lösungen", sagte sie. Der Hausunterricht sollte wie in anderen Ländern unter bestimmten Bedingungen auch in Deutschland zugelassen werden. "Wir wehren uns beispielsweise nicht gegen staatliche Kontrollen des Homeschoolings", unterstrich die Vereins-Geschäftsführerin. "Was wir aber nicht brauchen ist ein Staatsmonopol in Sachen Bildung", sagte Guenther.

Derzeit werden Eltern, die sich persönlich um eine gute Schulausbildung für ihre Kinder kümmerten, in die Illegalität oder in ein "legales Schattendasein" gedrängt. Einige riskierten den offenen Konflikt mit den Schulbehörden, andere Eltern meldeten ihre Kinder etwa in Österreich an, wo das Homeschooling erlaubt sei. Die Qualität des Unterrichts im Elternhaus stehe ausser Zweifel.

"Fernschulen bieten gutes Material für die Schule zu Hause", sagt Ingrid Guenther. Auch sei der elterliche Unterricht naturgemäss weitaus individueller als in Klassen mit bis zu 30 Schülern.

Vor allem seit dem schlechten Abschneiden des deutschen Schulsystems bei der PISA-Studie zögen immer mehr Eltern einen privaten Unterricht zu Hause in Betracht, erläuterte Guenther. Auch der Wertewandel in den Schulen sei für manche Eltern nicht akzeptabel.

"Es gibt Eltern, die lehnen beispielsweise die Früh-Sexualisierung in den Schulen strikt ab." Auch Gewalt und Mobbing verstärkten nicht das Vertrauen in das öffentliche Schulsystem. Den Unterricht zu Hause bevorzugten auch Eltern, die aus beruflichen Gründen zu häufigen Umzügen gezwungen seien.