Haben wir etwas von Dietrich Bonhoeffer gelernt?

 

Am 4. Februar 2006 feierten wir den 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer. Viele gedachten seines Widerstandes gegen das NS-Regime und seines Wirkens bis zum 9. April 1945, als er im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde.

 

Bonhoeffers Popularität ist auffällig. Straßen und öffentliche Plätze werden nach ihm benannt und man findet Richter, Kirchenoberste, Landräte und Politiker, die alle in den Lobgesang für den verfolgten deutschen Theologen einstimmen.

 

Bonhoeffer gehörte zum Pfarrernotbund, seit 1934 zur bekennenden Kirche und nutzte seine internationalen Kontakte, um auf den Wahnsinn der Nazis hinzuweisen und im Ausland für das deutsche Volk einzutreten.

 

Bedrängt vom NS-Staat wurde er zunächst wegen seines Eintretens gegen die Führerverherrlichung und die Verhetzung der Juden.

 

Auch nachdem die Behörden sein Predigerseminar geschlossen hatten, unterrichtete er angehende Pastoren und Vikare weiter. Darin ist Bonhoeffer Vorbild; denn „man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“.

 

Wegen „volkszersetzender Tätigkeit“ erhielt er zunächst Redeverbot, später auch Schreib- und Veröffentlichungsverbot „für das gesamte Reichsgebiet“ (März 1941). Von außen gesehen stand er bei der Abwehrstelle München im Dienst des NS-Staates.

 

Wegen seiner Beteiligung an den auf Hitler verübten Anschlägen wurde er wegen „Wehrkraftzersetzung“ inhaftiert. Seine Verurteilung wurde von höheren Beamten zunächst aufgehalten. Erst im Oktober 1944 geriet er in die Hände der Gestapo. Seine Verurteilung und Ermordung geschah Anfang 1945 durch ein SS-Gericht.

 

Was sind das für Menschen, die einen Dietrich Bonhoeffer heute in den Himmel heben? Und wie kommt es, dass genau dieselbe Art von Mensch, die Bonhoeffer hoch ehrt, heute wieder eine andere Minderheit unter uns Deutschen bedrängt? Haben wir nichts aus der Geschichte gelernt?

Ich spreche von wenigen hundert Familien unter uns, die es wagen, sich dem heutigen sozialistischen Bildungswahnsinn deutscher Prägung entgegenzustellen. Das sind z.B. die „12 Stämme“ in Bayern. Zu dieser Minderheit gehören auch die russland-deutschen Baptisten in Paderborn und Umgebung und noch hier und dort weitere Familien in unserem Land.

 

Die Bildungskatastrophe in Deutschland ist bekannt. Wer wüsste nicht von der steigenden Aggressivität, Abgestumpftheit und Dummheit deutscher Schüler? Die internationale PISA-Studie hat uns doch nur in intellektueller Hinsicht die Spitze des Eisbergs gezeigt. Der Unsinn geht doch viel tiefer.

 

Seit vielen Jahrzehnten kämpft die neo-marxistische Frankfurter Schule für die Auflösung der Familien und die Einführung so genannter moderner Formen des Zusammenlebens. Dabei haben ihre Vertreter ihr Augenmerk in besonderer Weise auf das deutsche Bildungssystem gelenkt – und sich durchgesetzt.

 

Heute findet man kaum noch einen Deutschen, der an den sozialistischen Grundidealen zweifeln würde. Der Glaube an Jesus Christus und die in der Bibel überlieferten Werte gelten als lächerlich und überholt. Jeder soll doch Spaß haben und seine eigene Party leben, nicht wahr? Sünde und Erlösung ist doch etwas für Schwächlinge – denken die meisten Mitteleuropäer.

Und dabei übersteht das Bildungssystem unseres Landes jedweden Skandal und erzieht weiterhin ungestraft ihre gottlosen Anschauungen in unsere Kinder hinein.

 

Entziehen kann sich niemand; denn unser Schulzwang beruht in allen deutschen Ländern auf einem 1938 von den Nazis erlassen Paragraphen, der das deutsche Bildungssystem seitdem durchzieht. Aus dem Reichsschulgesetz wurde der Schulzwang in die Schulgesetze aller deut-schen Länder übernommen. Wie sehr unsere Kinder auch in den Schulen unseres Landes kaputt gemacht werden, alle müssen in diesen Einrichtungen erscheinen und sich anpassen.

 

Was aber, wenn einzelne Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen? Zu Bonhoeffers Zeit war das noch gang und gäbe. Bonhoeffer selbst war in jungen Jahren Hausschüler.

 

Es gibt Eltern, die das auch heute noch tun, um ihre Kinder vor dem gottlosen Schulsystem unserer Bundesländer zu schützen. Was meinen Sie wohl, was mit diesen Eltern geschieht?

 

Sie werden kriminalisiert und als gefährliche Subjekte behandelt. Gesellschaftlicher Druck wird auf diese wenigen Familien ausgeübt. Bußgelder sind das Mindeste, Sorgerechtsent-zug und Beugungshaft müssen auch einige dieser besorgten Eltern erleben. Manche von ihnen prozessieren bereits bis zum europäischen Gerichtshof für Menschenrechte; denn hier handelt es sich ja um eine Verletzung grundlegender Bürgerrechte.

Nun fragt sich mancher: Was hat das denn mit Dietrich Bonhoeffer zu tun? Nun, die Mehrzahl der Landräte, Richter, Kultus-Beamten und Politiker, die heute „Hurrah!“ schreien, wenn es um den Widerstand eines deutschen Theologen gegen ein übermächtiges, sozialistisches Staatsgebilde geht, bedrängen heute wieder eine Minderheit, die nur das Beste für ihre eige-nen Kinder will und sie deshalb aus der Schule nimmt.

 

Obwohl unser Grundgesetz gerade wegen unserer (national-)sozialistischen Vergangenheit das Grundrecht der Gewissens- oder Glaubensfreiheit enthält, ist man sich seltsam einig, Familien zu zerschlagen, die so handeln. Kaum ein Richter in unserem Land ist heute bereit, solche Eltern freizusprechen. Kaum ein Beamter, weder im Kultus- noch in sonst einem Ministerium, beschäftigt sich objektiv mit der mehr als berechtigten Not dieser kleinen, meist religiösen Minderheit. Und dabei geht es um unser wichtigstes Gut: die kommende Generation. Selbst das Bundesverfassungsgericht weist jede Verfassungsklage der zu Hause unterrichtenden Eltern ab. Warum wohl? Wissen diese Richter vielleicht, dass sie auf weiter Flur allein stehen würden, wenn sie nach dem Grundgesetz „Schule zu Hause“ erlauben müssten?

 

Bonhoeffer, und noch deutlicher Paul Schneider, waren Verfolgte um ihres abweichenden Glaubens willen. Der Theologe Bonhoeffer unterrichtete unerlaubt weiter, auch als er bereits Rede- und Schreibverbot hatte. Paul Schneider erlaubte den „Deutschen Christen“ (den dama-ligen Vertretern der Nazi-Konkurrenz für die Evangelische Kirche) keine Einmischung in die kirchlichen Abläufe, z.B. bei einer Beerdigung. Deshalb wurde er in „Schutzhaft“ genommen und nach vielen, schweren Schlägen schließlich vergiftet. Selbst Kommunisten lobten Paul Schneider nach dem Krieg als einen echten Christen von untadeligem, über jeden Zweifel erhabenem Charakter.

 

Dabei veranstalteten Nazi-Kader Versammlungen für Luther und behaupteten, die Reformation weiterzuführen und versuchten so, möglichst viele Lutheraner zu täuschen. Sie trieben einen regelrechten Totenkult um lange verstorbene Heilige. Ihre Heuchelei glich derjenigen der Pharisäer und Schriftgelehrten, von denen Jesus einmal sagte:

 

"Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Gräber der Propheten baut und die Denkmäler der Gerechten schmückt und sagt: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen des Blutes der Propheten schuldig gemacht. So gebt ihr ja euch selbst das Zeugnis, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid. Ja, macht ihr nur das Maß eurer Väter voll!" (Matthäus 23,29-32)

 

"Wehe euch, dass ihr die Grabmäler der Propheten baut! Eure Väter aber haben sie getötet. So bestätigt ihr also die Taten eurer Väter und habt Wohlgefallen daran; denn jene haben sie getötet, ihr aber baut ihre Grabmäler. (Lukas 11,47-48)

 

Wir können etwas dafür tun, dass wir nicht wieder auf eine solche Zeit zusteuern. Vergessen wir in unserer Verehrung Dietrich Bonhoeffers oder Paul Schneiders nicht, dass sie sich gegen die massive Einschränkung elementarer Grundrechte zur Wehr setzten.

 

„Wehret den Anfängen“ sagt der Volksmund. Bekämpfen wir mit allen legalen Mitteln die Beschneidung unserer grundgesetzlich garantierten Bürgerrechte – dazu sollte auch die Freiheit der elterlichen Entscheidung für Erziehung und Bildung ihrer eigenen Kinder gehören.

 

Wie sieht es mit Ihnen aus, lieber Leser? Haben Sie sich schon einmal mit dieser Alternative beschäftigt und über zu Hause unterrichtende Eltern etwas gelesen?

 

Oder machen auch Sie es sich sehr leicht und behaupten einfach: „Keine Sonderregelungen für Sekten!“? Das klingt doch vernünftig, nicht wahr? Wo kommen wir denn da hin, wenn in Zukunft jeder seine Kinder zu Hause zu religiösen Fanatikern erziehen darf?

 

Aber darum geht es ja gar nicht. Es geht um Freiheit innerhalb einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung – eines der höchsten Güter, das unsere Väter uns mit unserem guten Grundgesetz beschert haben.

Selbstverständlich müssen die Leitplanken unseres Rechts eingehalten werden. Aber Eltern zu bedrücken, nur weil sie innerhalb rechtlicher Bahnen das Beste für ihre Kinder wollen, ist Un-recht. Ich behaupte: all die einflussreichen Politiker, Richter, Beamten und Räte brechen heute bereits das Grundgesetz, wenn sie eine kleine, in der Hauptsache christliche Minderheit drangsalieren, die nur auf ihrem Recht besteht, über die Erziehung und Bildung ihrer eigenen Kinder zu bestimmen. Langzeitstudien (insbesondere aus Amerika) beweisen längst die Vorteile der „Schule zu Hause“: Kinder haben

 

- ein besseres Selbstbewusstsein

- um (im Durchschnitt) 20-30 % erweiterte Kenntnisse und Fähigkeiten

- eine bessere Sozialisation

- besseren Umgang mit allen Lebensaltern (kein Generationenkonflikt!)

- erheblich mehr Toleranz

- einen erweiterten Horizont

- mehr Kreativität und Freude am Lernen

 

Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig. Was könnte noch alles erreicht werden, wenn die Behörden mit solchen Eltern zum Wohle der Kinder zusammenarbeiten würden?

 

Dabei lehnt kein vernünftiger, zu Hause Unterrichtender das staatliche Schulsystem ab. Es hat seinen Platz als Schule für all die Kinder, die nicht zu Hause unterrichtet werden.

 

Fast alle anderen europäischen Staaten gehen uns mit gutem Beispiel voran. In einigen Nachbarstaaten ist diese Freiheit der Eltern – über Erziehung und Bildung ihrer Kinder in bestimm-ten Bahnen bestimmen zu können – sogar in der Verfassung verankert. Und warum auch nicht? Sind es nicht die Kinder der jeweiligen Eltern? Was hat der Staat sich ständig in die Erziehung zu mischen und die Kinder mehr und mehr ihren eigenen Eltern zu entfremden?

 

Zeigen wir dem Staat seine Grenzen auf und stoppen die Freiheitsbeschneidung durch unsere Herrschenden – auch dadurch, dass wir unsere Kinder vor Fehlentwicklungen in den öffentli-chen Schulen schützen. Lernen wir von Bonhoeffer und anderen, die mutig genug waren, gegen ein totalitäres System aufzustehen und den Mund nicht zu halten. Ihr Opfer hat sich nur dann für uns und unsere Kinder gelohnt, wenn wir genau so mutig auftreten, damit unser Staat uns unsere grundlegenden Menschenrechte nicht wieder beschneidet.

 

GS